top of page

Normschönes Denken war gestern. Willkommen im echten Leben.

  • Autorenbild: Nicole Gerecht
    Nicole Gerecht
  • 15. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

In vielen Unternehmen wird Diversität noch immer behandelt wie ein freiwilliger Obsttag: gut gemeint, aber irgendwie auch schnell überreif. Wenn neurodivergente Menschen überhaupt Thema sind, dann oft als "Sonderfall" – wahlweise romantisiert ("die Kreativen!") oder pathologisiert ("die Schwierigen").

Aber was, wenn das Denken dieser „Anderen“ nicht das Problem ist? Sondern das System, das immer nur für die ewig Gleichen gebaut wurde?


Was, wenn genau die, die euch irritieren, eure innovativsten Kräfte wären?


Diversität ist das neue Muss. Steht auf jeder Karriereseite, in jedem ESG-Bericht, im Footer der Website, direkt neben Teamwork, Transparenz und "Wir lieben Herausforderungen". Doch sobald es nicht mehr nur um Herkunft, Geschlecht oder Alter geht, sondern um nennen wir es unsichtbare Diversität, etwa Denkstile, Reizverarbeitung oder neurodivergente Wahrnehmung, wird es plötzlich still im Raum.


Neurodivergenz? Spannend. Aber bitte nicht so kompliziert.

Viele Organisationen sind Diversity-müde, bevor sie überhaupt angefangen haben. Warum? Weil echte Diversität nicht beim Recruiting endet, sondern sich in Führung, Feedbackkultur und Entscheidungslogik zeigen muss. Und weil sie unbequem ist, aber - Spoiler - eben auch: produktiv.


ree


Neue Studien zeigen: Der Gewinn ist kollektiv.


Eine Meta-Analyse von Doyle (2023) belegt, dass Teams mit neurodivergenten Mitgliedern nachweislich resilienter, kreativer und lösungsorientierter arbeiten, wenn ihre Rahmenbedingungen angepasst sind. Die London School of Economics (2022) kommt in ihrer Untersuchung zu Autismus am Arbeitsplatz zu einem klaren Ergebnis: Unternehmen, die ihre Strukturen auf unterschiedliche Denkweisen ausrichten, steigern gesamtorganisatorisch ihre Innovationsrate, nicht nur punktuell, sondern systemisch.

Und eine aktuelle McKinsey-Studie (2024) fasst zusammen: „Die Integration neurodivergenter Fachkräfte bringt Vorteile für alle, von der Meetingkultur bis zur Fehlerkultur.“


Mit anderen Worten: Wer Strukturen schafft, in denen Reibung produktiv wird, profitiert nicht nur von einer vermeintlichen „Randgruppe“. Sondern hebt das gesamte System auf ein neues Niveau.

Die große Pointe: Wir alle sind unterschiedlich, nur einige müssen es ständig erklären.


Neurodivergente Menschen, ganz gleich ob ADHS, Autismus, Hochbegabung, Hochsensibilität oder schlicht "eigenwillig vielschichtig", passen nicht in Schubladen. Aber genau das macht sie ja wertvoll. Sie sehen Muster, bevor andere Probleme erkennen. Sie stellen Fragen, die niemand stellt und daher oft braucht. (Ja, vielleicht benötigen wir ab und an Pausen. Und Raum. Aber keine Sonderbehandlung, sondern: ernst gemeinte Teilhabe.)

Und wenn Strukturen auf sie passen, passen sie auf alle besser:

Weniger Lärm.

Klarere Kommunikation.

Flexiblere Arbeitszeiten.

Weniger Micromanagement.

Et voilà, war gar nicht so schlimm: Denn diese Bedingungen gelten nicht nur als Erleichterung für „Abweichler:innen“, sie sind längst das, was sich viele Top-Talente wünschen.


Fazit?


Wer nur die „Passenden“ sucht, wird nie das Beste finden!

Und wer nur für „Normen“ gestaltet, bekommt Durchschnitt.

Exzellenz entsteht da, wo Unterschiedlichkeit wirken darf.

Statt Inklusion als Extra zu denken, sollten wir Exklusion als strukturellen Designfehler begreifen.

 
 
 

2 Kommentare


t ht
t ht
09. Okt.

Dieser Beitrag ist wirklich erstklassig und von hoher Relevanz. Er hat mich daran erinnert, dass viele Erwachsene, insbesondere Frauen, jahrelang mit unerkanntem ADHS kämpfen. Ein niederschwelliges Screening auf adultes ADHS kann ein Augenöffner sein und der Beginn einer Reise zu mehr Selbstverständnis und den richtigen Hilfsstrategien. Die Möglichkeit, dies online zu tun, ist eine enorme Erleichterung.

Gefällt mir

ac ab
ac ab
07. Okt.

Ich bin beeindruckt von der Tiefe und Klarheit dieses Beitrags. Er zeigt, dass gut aufbereitete Informationen der Schlüssel zur Lösung vieler Fragen sind. Dies gilt insbesondere, wenn man versucht, persönliche Herausforderungen besser zu verstehen und anzugehen. Der richtige Ansatz kann den entscheidenden Unterschied machen. Für alle, die nach praktischen Wegen für den Umgang mit Aufmerksamkeitsstörungen suchen, könnte ein strukturiertes Selbstbewertungstool sehr nützlich sein. Ich habe eine Webseite gefunden, die einen validierten Fragebogen anbietet, der mir geholfen hat, meine eigenen Muster besser zu erkennen und gezielter nach Lösungen zu suchen.

Gefällt mir
bottom of page